Manchmal ist er kaum zu überhören. Dieser innere Kritiker, der sich über uns erhebt, der droht, schimpft, abwertet. Der uns gefangen hält in einem engen mentalen Käfig aus Schuld, Scham oder Selbstzweifeln. Und das mit einer Selbstsicherheit, die uns glauben lässt: „So ist es.“
Doch was, wenn wir genauer hinschauen?
Was, wenn wir bemerken, dass dieser übergroße Kritiker ein Teil von uns ist – entstanden aus früheren Erfahrungen, Prägungen, vielleicht sogar aus Schutz? Was, wenn wir begreifen:
Wir sind nicht dieser Kritiker.
Und wir sind auch nicht das eingeschüchterte kleine Selbst.
Was oder wer bist du – im Unterschied zu den beiden Teilen?
Beides sind Anteile – aber wir sind mehr:
Wir sind das bewusste Selbst, das beobachten, verstehen und verändern kann.
Erst wenn wir den Kritiker enttarnen, verliert er seine Macht.
Nicht, weil er verschwindet. Sondern weil wir ihm nicht mehr alles glauben.
Hast du auch so eine Stimme in dir? Hör ihr erst einmal bewusst zu, denn bisher hat sie sich wahrscheinlich im Unterbewussten versteckt. Prüfe, was sie dir sagt? Und dann schwäche es ab.
Die erste „Schwächung“ für diesen kritischen Anteil ist, ihm oder ihr eine Gestalt zu geben. Vielleicht auch einen passenden Namen. Eine Zeichnung, ein verzerrtes Foto, eine detaillierte Beschreibung. Dieser Anteil mag es ganz und gar nicht, wenn du ihn besser kennenlernen willst. Er weiß, du könntest darauf kommen, was er zu verbergen hat. Wenn dieser Anteil sehr machtvoll auftritt, steckt meist Machtlosigkeit dahinter. Hilflosigkeit. Und die lässt er dich spüren – oder besser gesagt, den Anteil in dir, der es glaubt!
Zweite Schwächung: Stell dir vor, du bist viel mehr als diese beiden Anteile. Du bist die verantwortungsvolle, erwachsene Person, die sich um beide kümmert. Liebevoll und mit Klarheit – auch mal mit einer klaren Ansage in Richtung Kritiker: "So sprichst du nicht mehr mit mir!"
Das übt nebenbei auch im Umgang mit Menschen, die sich ähnlich verhalten ...